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Luftschutzkeller in Hamburg

Manchmal sollte man sehr hellhörig sein, wenn Arbeitskollegen in neue Wohnung ziehen. Vor ein paar Jahren erwähnte ein geschätzter Kollege in einem Nebensatz, daß er einen komischen Keller in seiner neuen Wohnung hat. Der wichtige Hinweis war dann "mit so dicken Türen". Das war dann natürlich in einer luftschutztechnisch so vorbelasteten Stadt wie Hamburg das Initial den Kollegen mal besuchen zu gehen. Was soll ich sagen, es hat sich gelohnt!

Luftschutzkeller

Nach einer ersten Begehung stellte sich recht schnell heraus, dass wir in einem Haus aus dem Jahre 1937 angekommen waren. Im Treppenabsatz war sogar noch stilvoll die Jahreszahl eingeschnitzt. Der nächste Schritt war die Besichtigung des Kellers und es stellte sich tatsächlich heraus, das ein vollwertiger Luftschutzkeller im Haus eingebaut war. Zu meiner Freude waren auch noch einige Fragmente vorhanden und ich konnte einige Bilder machen.

Röhrenschutzraum

Nach dem Luftschutzkeller erkundet und ausreichend fotografisch dokumentiert war, war die Neugier geschürt. Ich machte mich daran das Außenareal des Wohnensemble zu erkunden. Die gesamte Anlage, mehrere Häuser aus den Baujahren rund um 1937, sind identisch aufgebaut. Leider war es nicht möglich in andere Hauseingänge zu gelangen und zu schauen ob es dort auch Luftschutzkeller in ähnlicher Ausprägung gibt. Dann blieb nur noch die äußerliche Betrachtung des Hauses um ggf. Luftschutzklappen oder Luftschutzpfeile zu finden. Enttäuschenderweise wurde ich diesbezüglich nicht fündig, aber meine Enttäuschung verschwand nach Eintreten in den hinteren Gartenbereich... Inmitten einer U-förmigen Wohnanlage stand ich auf einmal direkt vor einem Mannesmann Lüftungsgitter. Dem versierte Forscher in diesem Bereich in diesem Bereich ist bekannt, daß diese Gitter im Kontext des Luftschutzes im Zweiten Weltkrieg stehen und ein Luftschutzkeller oder Luftschutzbunker nicht weit sein können. Da wir uns nun direkt auf der Wiese hinter dem Gebäude befanden und die Außenmasse des vorher entdecken Luftschutzkeller innerhalb der Gebäudemauern waren, blieb nur ein Schluss: Wir haben noch ein Relikt des Zweiten Weltkrieg gefunden. Nach Abschreiten der Wiese und einer behelfsmäßigen Abmessen mit Schritten, kam ich erfahrungsgemäß auf eine in Hamburg sehr oft vorkommenden Röhrenschutzraum. Es fanden sich nicht nur die Mannesmann-Lüftungsgitter, sondern auch 2 Niedergänge, von denen leider einer mit Erde verschüttet und der andere mit einer Baustellentür verschlossen war.
Der Fund dieser beiden Relikte war besonders erfreulich, weil ich mit nichts gerechnet hatte. Leider war in den Röhrenschutzraum kein Reinkommen. Alles in Allem aber eine bemerkenswert gut erhaltene Anlage, welche aber vermutlich im Zuge der Umbauten des Hauses irgendwann kein Bestand mehr haben werden.